Tagsüber sind es Lastwagen, Nachts nervt Lärm die Kreuzauer
Von Margret Vallot
06.11.2012, 18:33
Kreuzau. Sie wohnen in unmittelbarer Nähe zur Niederauer
Mühle und geben nicht auf: Bürger und Bürgerinnen aus Kreuzau, die sich
am Dienstag zum Erörterungstermin in der Festhalle einfanden. Dort
konnten sie ihre schon schriftlich vorgelegten Bedenken vortragen,
Fragen stellen und mit den Verantwortlichen der Mühle diskutieren.
Die Niederauer Mühle gilt in der Fachwelt als der
bedeutendste Hersteller von weißgedecktem Wellpappenrohpapier in Europa.
Das Unternehmen möchte seine drei Kessel gern alle gleichzeitig
betreiben. Bisher ist nur der Parallelbetrieb von zwei Kesseln
genehmigt. Die Bürger, die sich bisher schon oft und erfolglos über Lärm
beschwerten, fürchten nun, dass sie bald von noch mehr Geräuschen
drangsaliert werden, vor allem nachts und an den Wochenenden.
In der Festhalle stellte zunächst Dr. Erich Zanders den Antrag der
Papierfabrik vor. Genehmigen muss ihn die Bezirksregierung in Köln.
Matthias Wudke hatte die schwierige Aufgabe übernommen, die
Veranstaltung zu moderieren.
Zander, der bezüglich der Lärmvermeidung mehrmals zugab, «dass wir noch
besser werden müssen», betonte: Es sei keine Erhöhung der Produktion
geplant, und es werde sich auch hinsichtlich des Lkw-Verkehrs in Kreuzau
nichts ändern.
Genau das glauben die Bürger, die schon vor mehreren Jahren eine
Bürgerinitiative (BI) gegründet haben, absolut nicht. Mehr noch: Sie
misstrauen sogar den Lärmmessungen, die die Mühle vornehmen ließ, und
den Daten, die ermittelt wurden. Die Werte bleiben, bis auf kleine
Ausnahmen, alle im Bereich des Genehmigten.
Auch die Bezirksregierung, so Wortführer Karl-Heinz Kern von der BI,
habe sich nicht sonderlich angestrengt, die Beschwerden der Nachbarn
durch Messungen zu stützen. Mehrere Kreuzauer haben sich unterdessen
selbst teure Geräte angeschafft und Lärm gemessen. Sie kommen regelmäßig
auf Werte, die über dem Erlaubten oder kurz darunter liegen. Es wurde
auch die Frage diskutiert, ob überhaupt gemessen werden darf, wenn
bestimmte Aggregate ausgeschaltet sind.
Beifall erhielt Kern, als er Versäumnisse der Kreuzauer Politiker
anprangerte. Was sich auf dem Gelände der Niederauer Mühle abspiele, das
sei vom geltenden Bebauungsplan her gar nicht gestattet, so sinngemäß
die Kritik.
Wudke brachte die Disputanten immer wieder auf das Thema des Tages
zurück, nämlich die Genehmigung des Volllastbetriebs und die Einwände
dagegen. Zug um Zug wurden außer Lärm auch Brandschutz, Arbeitsschutz
und die Gefährdung der Luftreinheit besprochen. Insgesamt gab es über
160 Einwände, fast alle wurden pünktlich abgegeben. Entschieden wurde am
Dienstag bis zum Ende um 18 Uhr noch nichts. Mit der Erlaubnis ist,
wenn überhaupt, erst in einigen Wochen zu rechnen.
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